Raum für senso motorische, forschende Selbstbildungsprozesse

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Lehren ist eine Kunst und eine Wissenschaft. 
Liegt es da nicht nahe, dass Lernen und Spielen – im Sinne von Selbstbildungsprozessen – künstlerisch und forschend sind?

Eine Gesellschaft, die das Potenzial der Vielfalt der Kinder nicht erkennt, bietet ihnen lediglich Räume, in denen Kinder wie Papageien Vorgesagtes nachsprechen, wie Roboter Befehle befolgen, wie am Förderband die immer gleichen Produkte erzeugen. Es braucht andere räumliche Qualitäten, in denen künstlerische und forschende Selbstbildungsprozesse durch Selbsttätigkeit und Selbstwirksamkeit ermöglicht werden.

Es ist unsere Aufgabe, durch unser Wissen und Können Räume umzusetzen, die ganzheitliche Wahrnehmung fördern und herausfordern. Kinder brauchen Impulse für die kindliche Wahrnehmung, »die über das Spiel mit dem und die Bewegung im Raum entstehen, diese sind von zentraler Bedeutung für die menschliche Entwicklung. Kinder müssen dabei ungestört ihr Spiel gestalten können, selbst das Tempo und die Richtung bestimmen – dann bleibt es nicht nur spannend, es ist auch forschend, und langfristig entwickeln sich dadurch Verhaltensweisen «. (Stuefer 2014: S. 15) Verhaltensweisen, die letztlich zu Verhaltensänderungen in der Gesellschaft führen
können: In einer Gesellschaft, in der der menschliche Körper physisch immer weniger gefordert wird und daher verkümmert, in der der Geist in dieser stillsitzenden Hülle immer öfter krank werden kann und seelisches Ungleichgewicht viele von uns trifft.

Räumliche Entscheidungssituationen in Bildungslandschaften müssen wir anhand der Bedürfnisse ihrer AkteurInnen – allen voran der Kinder – analysieren, thematisieren und mit den individuellen Ansprüchen möglichst aller aushandeln und mit ihnen verändern. Architektur kann dabei einerseits Räume für alle Sinne und für eine Vielfalt an forschenden Lernwegen schaffen bzw. aktivieren und andererseits Wegweiser in unserer wissensbasierten Gesellschaft sein, indem sie aufzeigt, dass sich die Welt nicht nur durch Wörter erklärt und entwickelt, sondern auch durch Wahrnehmungsänderung zur Verhaltensänderung und zu positiven Entwicklungen in der Gesellschaft führen kann. Architektur hat das Potenzial, sich nonverbal zu vermitteln.

Literatur: Stuefer, R. (2014): Der Raum, mein Spielgefährte. In der Tat: Räume bilden. Dissertation.

TU Wien

Institut für Kunst und Gestalten der TU Wien