Vorsichtige Annäherung
Immer mehr SchülerInnen verbringen einen Großteil des Tages in der Schule. Sie nehmen im Schulgebäude am Unterricht teil, essen in der Schule, verbringen Freizeit, erledigen Hausübungen, sollen sich regenerieren, spielen. Viele Erfahrungen, früher in der familiären Umgebung gemacht, sind heute in den Bereich der Schule verlagert.
Die Schule ist demnach zentraler Lebensraum, dieser Umstand erhöht die Anforderungen an die Funktionalität und ästhetische Qualität der Schulen.
Für viele Kinder ist der Schulraum der wichtigste Alltagsort. Dieser Raum muss Gelegenheit für vielfältige Erfahrungsmöglichkeiten bieten und dem Bewegungsdrang wie dem Bedürfnis nach Rückzug entsprechen.
Viele Bestandsschulen mit traditionellen Klassenzimmern werden derzeit als Ganztagesschulen genutzt. Die Nutzung dieser Gebäude für ein ganztägiges Bildungsangebot steht in Widerspruch zur Theorie betreffend Raumbedarf und Ausstattung.
Unter dieser Prämisse fokussiert die LVA auf Wahrnehmung und Verhalten der SchülerInnen im Lebensraum Schule. Welche Rolle spielt der Raum aus der Sicht der Kinder? An über 10 Gründerzeitschulen mit ganztägigen Unterrichtsformen analysieren Studierende die Ist-Situation über alle Schulstufen.
Vorbereitet wurden die Studierenden in
- der Architekturtheorie und des »hidden curriculums« der Schularchitektur
- der Architekturvermittlung und der Auseinandersetzung mit den NutzerInnen
- der Raumgestaltung: der Analyse von Parametern und Raumwirkungen
Die Studierenden bereiteten jeweils ein Architekturvermittlungskonzept vor, mit dem Ziel, die SchülerInnen für Raumfragen zu sensibilisieren.
Im Rahmen eines ganztägigen Besuches wurde die Architektur der Schule mit ihrem Umfeld durch die Schulkinder beschrieben. Mittels der Methoden der teilnehmenden Beobachtung und der qualitativen Interviewführung wurden Verhaltensweisen, Wahrnehmungen und Interpretationen des Raumes von Seiten der SchülerInnen dokumentiert.
Ergänzend wurden objektive Parameter der Raumgestaltung festgehalten.
Als abschließende Übungsaufgabe stellten wir den Studierenden die Fragen:
Wie denken die Kinder über Architektur? Welche Eingriffe verbessern die räumliche Situation in den besuchten Lehr- und Lernräumen? Welchen Beitrag kann hier die Architektur leisten?