Performative Praxis als Lehr- und Lernform

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Ausgehend von theoretischen wie praktisch-künstlerischen Annäherungen an den Begriff des Performativen setze ich mich für die Etablierung performativer Praxis als Lehr- und Lernform im Kontext universitärer Forschung und Bildung ein. Zentrale These dieser Idee ist, dass performatives Handeln (neue) Wirklichkeit herzustellen vermag, wobei sich der Begriff der Wirklichkeit sowohl auf Räume als auch auf das Wissen um diese Räume bezieht. So ist die Lebenswelt der Stadt gleichzeitig Ort und Gegenstand der Wissensproduktion, d.h. Wissen entsteht IN Räumen, aber auch ÜBER Räume. Lernprozesse beziehen sich damit nicht auf externe, zu vermittelnde Inhalte, sondern auf die Situationen und Räume, in welchen sie entstehen. Umgekehrt werden aber auch durch wissenschaftliches Denken und Reflexion neue Räume hervorgebracht und eröffnet.

Performative Praxis als Lehr- und Lernform bedeutet gemeinsam vor Ort aktiv zu werden und in Interaktion mit Räumen, Menschen und Situationen zu treten. Dies bietet einerseits die Möglichkeit, uns den sogenannten Wissensspeicher der Stadt zu erschließen und anzueignen sowie StadtnutzerInnen, Studierende, Lehrende und Forschende gleichermaßen in Lernprozesse einzubeziehen.
Zum anderen bietet es eine Methode gemeinschaftlicher Konstruktion von neuen bzw. anderen Räumen, welche durch die erfahrungsintensive Annäherung an räumliche Phänomene die Diskussionen und Reflexionen über die Stadt als auch über das Lernen selbst anreichert.

Insbesondere im öffentlichen Stadtraum stellt die Begegnung mit anderen Werthaltungen, Ausdrucksformen und Handlungsoptionen eine Differenzerfahrung und als solche einen Lernanlass dar. Bedingung hierfür ist die Vor-Ort- Situation bzw. die Vis-à-vis-Erfahrung mit ihren vielfältigen Formen der Kommunikation und Interaktion. Interaktionssituationen sind durch Routinen und Typisierungen vorgeprägt – welche solange funktionieren, solange sie nicht in Frage gestellt werden. Wenn aber Brüche und Irritationen im Alltag entstehen, so muss die Wahrnehmung der Wirklichkeit reflektiert werden und das Wissen über diese Wirklichkeit weiterentwickelt werden. Darin liegt die Chance des urbanen Lernens und darin sehe ich wichtige, noch zu entwickelnde Potenziale für die universitäre Forschung und Lehre im Bereich von Raumplanung und Architektur.
 

TU Wien

RAUM ifoer: Fachbereich örtliche Raumplanung der TU WIEN