Neustrukturierung von Bestandsschulen im dicht bebauten Stadtgebiet am Beispiel Wiens
Das bekannte Klassenzimmer mit seiner räumlichen Begrenzung und monofunktionalen Ausrichtung kann den Anforderungen, die heute an die Institution Schule – aber auch an alle anderen Bildungseinrichtungen – gestellt werden, nicht gerecht werden. Schlagwortmäßig seien hier erwähnt: gesellschaftlicher Wandel durch Berufstätigkeit beider Eltern und oft auch der Großeltern; der Anspruch, allen Kindern, sei es aus gesellschaftlich schwächeren Schichten oder mit Migrationshintergrund und Mehrsprachigkeit, Chancengleichheit zu bieten; zeitgenössische pädagogische Konzepte und Lernformen; und vieles mehr.
Diese Forderungen verlangen a priori ganztägige Schulformen und Schulräume (Bildungslandschaften), die diese ermöglichen: Lernen und Leben in der Schule.
Das Raumprogramm und die architektonischen Konzepte aktueller Schulbauten und Adaptierungen von Bestandsschulen im ländlichen Gebiet haben das Potenzial diese Ansprüche an den Raum zu erfüllen.
Wie können aber Bestandsschulen im dicht verbauten Stadtgebiet – ausgestattet bis heute ausschließlich mit klassischen Klassenzimmern für jede Form der Lehre – und ohne Möglichkeiten, umliegende Flächen für räumliche Ausdehnung und Freiflächen zu nutzen, den oben angeführten Anforderungen an den Raum gerecht werden?
Das räumliche Potenzial von Bestandsschulen:
Als Beispiel seien hier die Schulen in Wiener Gründerzeitvierteln erwähnt. Zusätzlicher Druck lastet gerade auf diesen Schulen durch den raschen Bevölkerungszuwachs der Stadt Wien. Durch steigende SchülerInnenzahlen entsteht die Notwendigkeit, zusätzliche Klassen zu öffnen. SchülerInnen verbringen in Folge den Ganztagesschulalltag in (fast nur) einem Klassenzimmer.
Viele dieser Schulen bedürfen zudem einer Sanierung. Statt einer Sanierung ohne raumprogrammatische Neustrukturierung drängt sich die Frage auf, wie diese Schulen räumlich neustrukturiert und umgestaltet werden müssen.
Welche räumlichen Potenziale sind vorhanden? Welche baulichen wie
programmatischen und raumorganisatorischen Maßnahmen sind notwendig, damit
Bestandsschulen mit obengenannten ungünstigen Voraussetzungen den Anforderungen zeitgenössischer Bildungsbauten entsprechen?